Lieber Mr. Unverbindlich,
Wie soll man die 
Liebe finden, wenn man sich indirekt an jemanden bindet? Die Antwort ist
 ganz einfach. Man findet die Liebe nie, sondern sie findet einen. Dabei
 lässt sie sich in der Regel nie davon abbringen das sich eventuell eine
 andere Person in dem Leben des Menschen befindet. Sie zögert dann 
vielleicht kurz, aber sie setzt sich durch. So ist das nämlich mit der 
Liebe. Ich könnte jetzt lange und breit über die Liebe an sich und im 
speziellen schreiben, da ich mich mit diesem Thema schon aufgrund meiner
 Schreiberei intensiv beschäftigt habe. Liebe ist ein sehr großes Wort, 
mit dem viele Menschen viel zu leicht um sich schmeißen. Dabei definiert
 sie sich nicht ausschließlich durch die Schmetterlinge, sondern durch 
die Beständigkeit. Schmetterlinge vergehen. Wenn die Liebe danach 
bleibt, dann ist es etwas Wahres. Aber ich schweife ab.
Wenn ich 
von Gefühlen rede, dann rede ich von Empfindungen. Davon, was in einem 
drin ist. Genau zu einem Zeitpunkt in dem Ding, was wir Leben nennen. 
Jeder Mensch hat zu jedem Zeitpunkt Empfindungen. Diese sind schön oder 
eben schlecht. Manchmal ist es auch Gleichgültigkeit. Jedoch zähle ich 
für mich Gleichgültigkeit zu den negativen Empfindungen, da der Moment, 
in dem ich dieses Gefühl erlebe nichts Besonderes ist. 
In dem 
Moment, in dem ich angefangen habe, nennen wir es mal krank, zu sein, 
habe ich ebenfalls angefangen zu versuchen die Besonderheiten zu sehen. 
Dabei war ich nicht auf der Suche nach großen Gefühlen und Feuerwerken, 
sondern einfach nach den kleinen Dingen im Leben, die mich mit Glück 
erfüllen. Dieses Glück findet sich manchmal in sehr banalen Dingen, wie 
der Moment, wenn die Sonne deine Nase kitzelt und du niesen musst. Ich 
habe in langer und harter Arbeit an mir selber gelernt genau diese Dinge
 schätzen zu lernen. Ich genieße solche Augenblicke. Ich genieße sie, 
weil ich weiß das es wirklich nur Augenblicke sind. Diese können im 
nächsten Moment schon vorbei sein. Genau wie das Leben an sich.
In
 diesem Moment habe ich auch begonnen mich nur noch mit Menschen 
intensiver zu befassen, die mich genau das tun lassen, fühlen. Das was 
du mit Frau J beschreibst, nennt sich Liebe. Es ist eine Form der Liebe. 
Ihr habt besondere Momente miteinander, die euch glücklich machen. Ihr 
könnt loslassen und es ist warm. Genau dieses Gefühl habe ich, wenn ich 
mit Menschen zusammen bin, die mir etwas bedeuten. Sei es mit meiner Seelenschwester oder dem besten Freund oder dem mitbewohnenden Ex oder eben mit dir. Ich sehe sie manchmal an und ich bin 
unendlich glücklich genau diese Person in genau meinem Leben zu haben. 
Dabei tut man sich gelegentlich weh. Das sind die Kurven. Denn nur wenn 
man liebt, kann man verletzten und auch verletzt werden. Und warum 
sollte ich mich näher mit Menschen befassen, die ich nicht auf 
irgendeine Art liebe? Der Schmerz dabei, der gehört ebenso zum Leben wie
 das Glück. Denn wie sollte man Glück zu schätzen wissen, wenn man nicht
 den Schmerz kennt?
  
Ob du mir das geben kannst was ich brauche? 
Momentan schon. Denn momentan bist du komischerweise der Mensch, der mir
 unendlich gut tut. Ich schaffe es mein Gewicht zu halten und nicht 
weiter abzurutschen. Ich habe keine Angst, keine Panik. Und das nicht 
nur wenn du an meiner Seite stehst. Es ist weil ich weiß das du in 
meinem Leben bist. Das wir dabei nicht nur reden, sondern es mehr ist 
als das, macht es für mich speziell, aber nicht kompliziert. Es ist die 
Art von Nähe, die ich momentan brauche. Auch wenn ich meine Witze über 
das Sex Thema mache, darum geht es nicht. Wenn ich das wollte hätte ich 
spontan 5 Nummern die ich anrufen könnte. Aber genau das ist es was ich 
vermutlich gerade nicht brauche. Es ist das jemand mich in den Arm 
nimmt. Meine Hand hält. Mir über die Backe streichelt. Und vor allem das
 ich dabei ich sein kann. Wenn ich normalerweise einen Mann kennenlerne,
 dann bin ich nicht ich. Ich versuche irgendwas zu spielen, was 
derjenige gerade toll finden könnte. Das ist bei dir nicht so. Ich 
erzähle auch nicht gleich mein ganzes Lebensdrama, doch dir habe ich 
vertraut. Das ist für mich im übrigen das Fallen lassen. Das ich mich 
nicht verstellen muss. Mit all meinen Macken und manchmal dummen 
Gedanken. Mit all meinem tolpatschigen Dasein und meinen kindischen 
Allüren. 
Ich denke aber dabei  nicht wirklich an morgen. Ich 
genieße die Magic Moments mit dir. Ob ich morgen jemand kennenlerne? Ob 
du morgen jemand kennenlernst? Ob wir irgendwann miteinander schlafen? 
Ob ich mich verliebe? Ob du dich verliebst?  
Das sind alles Fragen, 
die ich nicht beantworten kann und auch nicht möchte. Denn ich weiß 
nicht ob es ein morgen gibt und wenn ich immer nur daran denke was wann 
eventuell passieren könnte, dann verpasse ich viele unglaublich schöne 
Dinge, die nicht nur mein Leben, sondern mich als Person bereichern. Ich
 verliere den Blick für das Kleine, das Schöne.
Was mich an deiner
 Aussage gestört hat ist nicht das du mich nicht schön genug findest. Es
 war die Ausschließlichkeit der Aussage. Man sollte nie Dinge 
ausschließen. Auch ich weiß nicht ob aus dem was ich momentan für dich 
empfinde irgendwann ein leuchtend bunter Schmetterling wird, aber ich 
schließe es nicht aus. Denn Schmetterlinge sind etwas sehr schönes und 
sie verdienen nicht das man sie ausschließt.
Schmetterlinge sind sehr scheue Tiere. Sie kommen nicht zu jedem und 
setzen sich auf den großen Zeh. Sie streifen auch nicht bei jedem sofort
 mit den Flügeln über die Backe. 
Auch Schmetterlinge müssen 
herausfinden ob sie gerne zu jemanden gehen oder ob sie befürchten 
müssen das derjenige sie fängt und sie den Fliegestaub verlieren. 
Mit
 dem Bild möchte ich sagen das du nie deine Liebe findest, wenn du den 
Schmetterlingen keine Zeit gibst. Als wir noch jung waren, da haben wir 
uns eventuell spontan verliebt. Je älter man wird, desto mehr schaut man
 in die Tiefe bei einem Menschen. Desto mehr wägt man ab. Desto stärker 
prägen uns Erfahrungen. 
Ich verliebe mich zum Beispiel nie in die
 äußere Hülle, sondern immer in das was darunter ist. Und dafür braucht 
es immer extrem viel Zeit bis die erst Raupe zum Schmetterling wird. 
Denn die Hülle ist nicht das, was dein Herz wärmt, wenn es kalt ist. So 
wird auch die Person, die einem am Anfang nicht als die wunderschönste 
Person erschienen ist, zu der einen Person.
xpentesilea