jedoch bewahrt sie in sich eine erinnerung. eine glückliche.
eine, die sie wärmt. um das herz herum.
es ist die erinnerung an weihnachten. an ein weihnachten als
sie noch vorgespielt haben eine familie zu sein.
am morgen wacht sie auf. es hat geschneit. die ganze welt liegt
unter einer decke watteweichen weißen schnees. alles ist still. die wohnung riecht
nach gebäck. nach tannen. nach zimt. nach wärme und liebe. nach weihnachten.
sie rennt in das zimmer der eltern. reißt sie aus dem
schlaf. kuschelte sich in die mitte zwischen sie und wird umarmt. gekitzelt.
geliebt.
am nachmittag gibt es kakao und plätzchen. die plätzchen
wurden schon wochen vorher gebacken. zusammen mit der mama. einen ganzen
nachmittag lang wurden unzählige sorten produziert. in einer küche, die zu
ihrem zu hause gehört hat.
danach geht man in die kirche. ein raum voller menschen, die
sich fremd sind, jedoch einmal im jahr zusammenkommen um nicht einsam, sondern
zusammen gemeinsam zu sein. die nebeneinander sitzen und friedlich in
harmonischer besinnlichkeit die heilige nacht besingen. sich die hände reichen.
der dieb dem ladenbesitzer den er schon bestohlen hat. der reiche dem armen.
die nächste station ist das grab des opas. der opa, der als
schutzengel das ganze jahr über sie wacht, seine schützenden hände über ihrem
kopf ausbreitet, bekommt eine kerze. eine rote kerze. die leuchtend von einem
leben zeugt, dass längst vorbei ist, im herzen der liebenden jedoch weiterlebt.
der friedhof ist übersät von den zeugnissen der liebe derer die geblieben sind,
während ein teil gehen musste.
zu hause angekommen muss sie überprüfen ob er sie mitgenommen
hat. der weihnachtsmann die kekse, die sie zuvor auf dem balkon zusammen mit
einem glas milch für ihn bereit gestellt hat. schließlich muss man sich ja in
irgendeiner weise als dankbar zeigen für die harte arbeit die er verrichtet.
schließlich sind es viele kinder auf der welt, die ihn erwarten und sein
arbeitstag ist länger als sich ein normaler mensch vorstellen kann.
die mutter verschwindet um nach zu sehen ob er auch wirklich
da war oder nur ein hungriger, vor kälte schlotternder spatz sich am buffet
bedient hat. das glöcklichen klingelt. er war da.
sie rennt in das wohnzimmer, wo er strahlt, der baum.
geschmückt, mit unzähligen lichtern. so lange hat er darauf gewartet an nur
einem tag diese ganz besondere rolle zu haben. im kreis der familie der
mittelpunkt zu sein. die kostbaren geschenke mit seinen zweigen behüten zu
dürfen. der freude beizuwohnen. das glück zu sehen. in den augen die liebe.
die stille nacht muss nochmals besungen werden. vor dem
baum. gemeinsam mit den lieben.
rascheln. reißen. strahlen. freude. danke. was danach kommt
geht viel zu schnell vorbei und bleibt doch erhalten. in form von präsenten. die
freude darüber wie sich die anderen freuen überwiegt immer ein bißchen der
eigenen freude. hat man nicht lange überlegt, gestöbert, verpackt nur um in
einem augenblick den blick in den augen zu sehen. warm. glücklich. dankbar.
man umarmt, küsst sich.
danach wird das mahl aufgetafelt. gemeinsam an einem tisch.
laut schwatzend. lachend.
am abend hört man den schnee, der leise rieselt. lächelt
über das glück in der wärme der schützenden wohnung zu sein und ebendiese wärme
auch im herzen zu spüren. rückt ein wenig enger an die lieben um sich und
schließt die augen. packt diese erinnerung ganz tief in das herz. damit man sie
nie vergisst. damit man sie hat für die zeiten, in denen es nicht mehr so sein
wird. anders sein wird.
das xpentesilea will genau deshalb die naive, die vielleicht
übertrieben romantische hoffnung auf eine familie niemals aufgeben. damit sie
ihre weihnachtsgeschichte weiterschreiben kann.
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